Geschichte

Historisches

Nach knapp 33 Jahren beendete die EVN im Sommer 2019 die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr.


Ein frühzeitiger Ausstieg aus der Kohleverstromung war ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in Österreich, bringt aber gleichzeitig große Herausforderungen für die heimische Versorgungssicherheit.

Die EVN AG (EVN Energie Versorgung Niederösterreich AG) und die VERBUND Thermal Power GmbH und Co KG in Liqu. (ehemals Verbundkraft Elektrizitätswerke GmbH, im weiteren VTP genannt) haben in den Jahren 1981 – 1986 das Steinkohle- / Gaskraftwerk Dürnrohr auf dem Gebiet der Marktgemeinde Zwentendorf im Bezirk Tulln, ca. 40 km westlich von Wien gelegen gemeinsam errichtet Im März 1987 wurde nach abgeschlossener Inbetriebsetzung und Überprüfung durch die Behörde der industrielle Betrieb aufgenommen. Verbund betrieb seither den Block1 vorwiegend im Grundlastbetrieb und EVN den Block2 im Mittellastbetrieb.

Das Kraftwerk Dürnrohr war seit 1986 ein Eckpfeiler der Versorgungssicherheit Ostösterreichs Zu Spitzenzeiten war an diesem Standort Steinkohle für bis zu ein Jahr Produktion gelagert.

Die VTP hat im Mai 2015 den Betrieb zur Stromerzeugung unterbrochen und den Block 1 und die dazugehörigen Anlagen außer Betrieb gesetzt. Der VTP Block wurde anschließend technisch konserviert. Die gemeinsam mit der VTP in betriebenen Anlagen werden seither von der EVN AG betreut und betrieben.

Mit 1.07.2018 wurden die ehemaligen VTP Gebäude sowie ehemals gemeinsam genutzten Anlagenteile durch die EVN Wärmekraftwerke GmbH (EWK) übernommen.

Da der Betrieb der Anlage der EWK , der Block 2 des Kraftwerk Dürnrohr mit Wirksamkeit vom 31.12.2019 gem. § 18 Abs. 2 NÖ ElWG 2005 unterbrochen wurde, sind Vorkehrungen zur Vermeidung von Gefährdungen oder Belästigungen im Sinne des §11 Abs. 1 Z 2 bis 3 und § 12 Abs. 1 zweiter Satz NÖ ElWG getroffen worden. Die EVN Wärmekraftwerke GmbH (EWK) hat ab diesem Zeitpunkt dann den Kraftwerksblock in eine werterhaltende Konservierung überführt welcher jedoch im Dezember 2022 weitgehend eingestellt worden ist.

Seit Jänner 2022 finden Rückbauarbeiten durch VTP an ihren 100% Anlagen dem ehemaligen Block 1 statt. Dieser Rückbau welcher vorwiegend die Rauchgasreinigungsanlage, den Kessel, sowie die Turbomaschine mitsamt ihren Nebenanlagen betrifft wird voraussichtlich mit September 2023 abgeschlossen sein.

Das Kraftwerk Dürnrohr soll als Innovationstandort der EVN ausgebaut werden, durch Verwendung der bestehenden Infrastruktur ergeben sich viele Möglichkeiten um am Standort neue innovative Projekte umzusetzen. Die geplanten Projekte beschäftigen sich mit den Aufgaben der Energiewende, wie z.B. die Nutzung von überschüssiger Energie, deren Umwandlung auf andere Energieformen, sowie die Speicherung .
 

Lageplan_Kraftwerk.png Das Anlagenschema und die Technik des EVN Block 2 (ehem. Kohlekraftwerk)

Primäre Aufgabe des Kraftwerks Dürnrohr war die Erzeugung von Strom durch den Block 2 wobei die elektrische Bruttoleistung 352 MW betrug. Der Dampferzeuger des Blocks war als Zwangsdurchlaufkessel System Benson mit Zwischenüberhitzung konzipiert. Der Kessel konnte entweder mit Erdgas oder Steinkohle befeuert werden. Erdgas diente als Start- und Ersatzbrennstoff, im Dauerbetrieb wurde überwiegend Steinkohle verfeuert. Die Steinkohle wurde zum größten Teil per Bahn angeliefert, aber auch per Schiff wurden Anlieferungen durchgeführt.



Das Rauchgas des Kessels wurde mit Hilfe von Elektrofiltern, einer Entschwefelungsanlage und einer Entstickungsanlage gereinigt. Um den Wirkungsgrad der Anlage zu erhöhen wurde die Verbrennungsluft mittels 2 LUVO’s (Luft Vorwärmern) vorgewärmt. Die Kohle wurde aus den Kesselbunkern vier Kohlemühlen zugeteilt, dort staubfein gemahlen, mit vorgewärmter Frischluft getrocknet und unmittelbar danach durch die Brenner in den Feuerraum eingeblasen und verbrannt. Als Zweitbrennstoff diente Erdgas, das dem Hochdruckgasnetz der EVN entnommen wurde. Die im Feuerraum entstehende Wärme wurde durch Strahlung und Berührung von den heißen Rauchgasen an das wasser- beziehungsweise dampfdurchströmte Rohrsystem des Dampferzeugers abgegeben und erzeugte dort überhitzen Wasserdampf. Dieser Dampf trat aus dem Kessel aus und strömte durch Ventile zum Hochdruckteil der Turbine. Der Dampf wurde in der Turbine abgearbeitet und in elektrische Energie umgewandelt. Es handelt sich bei der Turbine um eine Kondensationsturbine mit sieben Anzapfungen. Sie besteht aus einem Hochdruckteil (HD), einem Mitteldruckteil (MD) und zwei Niederdruckteilen (ND).

Die HD-Turbine entspannte den Frischdampf von 200 bar auf ca. 40 bar. Die Hochdruckturbine besitz zwei Anzapfungen. Der Abdampf der HD-Turbine wurde in die Zwischenüberhitzung des Dampferzeugers, wirkungsgradsteigernd eingeleitet und nochmals überhitzt, mit einem Teilstrom wurde das Speisewasser über die erwähnten Anzapfungen und nachgeschaltete Vorwärmer vorgewärmt. Der zwischenüberhitzte Dampf wurde in der Mitteldruckturbine und in weiterer Folge in der Niederdruckturbine entspannt. Die Mitteldruckturbine verfügt über drei Anzapfungen, mit denen das Fernwärmewasser, der Speisewasservorwärmer und das Kondensat vorgewärmt wurde. Mit Anzapfdampf wurde auch die Speisepumpenturbine betrieben. Die ND-Turbine besteht aus zwei doppelflutigen Niederdruckteilen. In diesen wurde der Dampf nach der MD-Turbine weiter entspannt und danach im Kondensator zu Kondensat mittels Donaukühlwasser niedergeschlagen. Wie die anderen Turbinenabschnitte besitzt auch die ND-Turbine zwei Anzapfungen zur Kondensatvorwärmung um den Wirkungsgrad des Systems zu steigern. Der an die Turbine angekoppelte Generator wandelte die mechanische Energie der Turbine in elektrische Energie um. Diese wurde im nachgeschalteten Transformator auf die Spannung des Transportnetzes der APG von 380 kV transformiert.

Das Rauchgas welches aus der Verbrennung resultierte, wurde nach der Wärmeabgabe an die Kesselheizflächen über einen mit Ammoniak betriebenen Katalysator und danach in elektrische E- Filter geleitet. Hierbei wurden die NOx Emissionen auf < 150mg/m³ und 80% der Flugasche abgeschieden. In der darauf folgenden Entschwefelungsanlage wurden mehr als 90% des entstandenen SO2 entschwefelt und in den zuletzt angeordneten Haupt- E-Filtern wurde das Rauchgas nahezu 100% entstaubt.
 

Leistungsdaten Block 2

Leistungsdaten.png Fernwärme Zwentendorf

Der Block 2 diente zusätzlich zur Erzeugung von Wärme für das Fernwärmenetz der EVN Wärme GmbH, welches die umliegenden Ortschaften Zwentendorf, Erpersdorf, Kleinschönbichl und Pischelsdorf mit einer thermischen Leistung von maximal 6MW versorgte.